Sonntag, 27. März 2022

being Caligula

Die Asylanten sind schuld
die Nazis
und die Scheißreichen

die Heckenpenner
die Steuerklasse-3-Wichser
die feinen Pinkel und Chefsesselfurzer

die Selfie-Arschlöcher im Internet
die Minderbemittelten
die Alleinerziehenden
die Psychos.

Am allermeisten schuld aber sind die Ankläger
die Steinewerfer
die auf ihrem Meinungsberg sitzen
auf einem trojanischen Roß voller Scheißideen.

Ach, hätte dieses Land doch nur einen einzigen Hals!
Dann könnte man ihm
mit einer einzigen Faust
die Fresse stopfen.

Donnerstag, 6. April 2017

alles ist beleuchtet

aus der Distanz betrachtet
besteht keinerlei Distanz
zwischen uns
denn zwischen uns ist nichts

was uns entzweit

wir sind zusammen
vorzugsweise
beziehungslos.

ohne auch nur einen Bruchteil
zu erfüllen
bist du mir alles
und damit viel zu viel

was fehlt

also entbehre ich dich
verzehre mich statt dich
vorzugsweise
besinnungslos.

denn

wer im Herzhaus sitzt
sollte nicht mit Schweinereien werfen
du Sau.

Sonntag, 30. März 2014

wund/er/gefickt

traumgetränktes nachtrabengeschwärztes Tier
ausgeweidet vom fremden Jäger
unbesiegt lebendigen Gedankens
suchend willigwollend
zuckend im versiegenden Saft

noch taumelig berauscht
aufbrechend
ausbrechend
schnuppernd witternd
auf samtweichen Pfoten tastend
zum stillen Abenteuerer hin

behutsam erweckend
erwachende Lust
wachsend
öffnend
zart drängend
eindringlich

aufwärts abwärts
gleitend
pulsierend
zitternd
atem schenkend Atem raubend
hungrig speisend trinkend fütternd
nimmersatt.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

sehen/sucht

du bist mein Hunger
mein Suchen
mein Sehnen

so sehr verzehre ich mich
nach dich
so sehr verehre ich
alles an dir

jede Sommersprosse
jedes Fältchen
jedes Haar

schamlos
selbst deine Scham.

Montag, 25. Juni 2012

ver/sprechen

die meisten Versprechen
sind doch bloß Versprecher

dahingesagt ohne gemeint zu sein
dennoch eine reine Gemein/t/heit

oder mehr noch,

denn: ein gebrochenes Wort
ist eigentlich ein Verbrechen.

Dienstag, 8. Mai 2012

be/ständig/keit

in Zeiten in denen du
früh die Zähne in den Mauerputz
gräbst
um das letzte Herzflattern
der Alpträume
wegzubeißen

gewinnen feste Linien
und kleine Zeichen
einen neuen Zauber, werden
zur großen Hand
über deinem Kopf.

wörter wie "stets"
die von hinten wie von vorne
immer die gleichen
bleiben,
möchtest du nicht in ins All fliehen
lassen

nein

du möchtest sie dir
unter sie die Haut
tätowieren
unter die Netzhaut
unter die Hirnhaut

damit aus jedem Bild
aus Licht
aus Schatten
ein Raum würde

mindestens

drei dimen saisional.

stets
bei sich sein
in fünf Buchstaben
weil das Selbst Nomade ist
und Hure
und Handlungsreisender der Zeit.

all-ein sein in einem Wort
das Ausländer ist
grenzgänger
und Sanitäter
ins Land geweht
wie ein trockener Same

bereit
zu einer Feste zu wachsen
zu einer Stadt
einer Welt.

ikea/rus

geliebte Ikea,
vier Treppen
sind vier zu viel.

auch zwei Stühle,
zwei Stühle zu viel.

aber ein Bett, ja,
das ist gut


und
eine warme Brust,
die ist gut,
liebster Ikarus,
sowieso

und der Puls,
der ist das Mündungsfeuer
deines Herzens.


ach Ikea!
sag: Alu
sag: Pressspahn
sag: Spaghetti
aber, liebste Ikea, sag niemals: al dente

denn
zehn Minuten oder acht
sind im Spiegel gekreuzt
durch den Brennpunkt des Bewusstseins
eine einzige Unkalkulierbarkeit

doch
ein Beschluss
eine Gewissheit
ist eine Linie
ist ein Lot
ist eine Landkarte

die wird im Traum
ein Raum

genug Raum
für zwei.

Montag, 20. Februar 2012

frühlingsb/rennen

es märzt massiv
eine lauwarme Wand
Endorphine

streckt dich nieder
wie ein Fick mit dem
betonpfeiler

deine flaumfedersanft geträumte Realität
zerplatzt in der Sonne
und brennt

grün gelb
vergissmeinnichtblaue
flecken

in dein Auge
sehr zärtlich
und gewaltig schön.

Sonntag, 27. November 2011

krisengeb/i/et

herr im Himmel
in Dreiteufelsnamen

deine Larmoyanz
widert mich an

wie du an deinem Kreuz
abhängst
anstatt es zu tragen

und wie du laberst
von Erlösung
vom Bösen

ich glaube dir nicht
aber ich gebe dir gern
deine Endlösung

dann kannst du schreien:
Menschenskind
warum hast du mich verlassen?

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